Zu „reich“ für Elterngeld?! Wie eine Idee die Nation und unsere Redaktion spaltet.

Die Pläne des Familienministeriums, die Einkommensgrenze für das Elterngeld von 300.000 Euro auf 150.000 Euro zu senken, wurde gestern nicht nur auf Social Media diskutiert. Auch bei uns in der Redaktion gab es lebhafte Wortwechsel. Sandra, Mama von drei Kindern, die bei uns im Team das Marketing macht, findet die Senkung nicht gut – sie gehört zu den „Priveligierten“, über die seit gestern viel diskutiert wird. Sie sagt: Ohne Elterngeld hätte sie sich eventuell gegen Kind Nummer drei entschieden.

„Den Höchstsatz in unserer KiTa zahlen Sie ab 100.000€ Haushaltseinkommen. Das sind dann 700€/Monat zzgl. Essen.“ „Sie wären dann damit über der Beitragsbemessungsgrenze von 4.700€/Monat. Demnach zahlen Sie dann den Höchstsatz in der Krankenversicherung – 925€/Monat sind das“. „Sie liegen über 24.500€/Jahr – damit zahlen Sie Gewerbesteuer. Die kann man auch nicht absetzen. Das sind mehrere tausend Euro.“

Ich schlucke. Nach der Geburt meines dritten Kindes habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Ich habe liebe Kunden, arbeite sehr gerne und viel. Ich habe kaum Ausgaben, da ich Marketing mache und im Prinzip nur mich selbst verkaufe – absetzen geht also nicht sonderlich viel. Meine Kinder sind krank, die KiTa fällt aus, ich arbeite gefühlt in jeder Pause. Bin stolz auf das, was ich da schaffe. Und werde faktisch bestraft für jeden Euro, den ich heute mehr verdiene als gestern.

Heute morgen lese ich die Schlagzeile: „Kein Elterngeld mehr ab einem Einkommen von 150.000€“ – ich hätte also bei noch einem Kind nur noch Kosten. Der Höchstsatz des Elterngeldes war schon ein Tropfen auf dem heißen Stein, mit 1.800€ / Monat waren gerade KiTa und Krankenversicherung abgedeckt – Ausgaben, die Geringverdiener nicht haben.

Ich zahle meine Miete bzw. die Raten unseres Hauses, sämtliche Versicherungen, Strom, Gas, Schule- und KiTa-Kosten – alles. Manchmal frage ich mich, warum ich das tue. Es gibt Monate, da bleibt nicht viel hängen. Auch, wenn ich viel verdiene. Ich muss für mein Alter selbst vorsorgen, habe kein Arbeitslosen- oder Krankengeld, wenn es hart auf hart kommt. Und das kommt es oft. Die Kinder sind krank, die Betreuung fällt aus. Dann arbeite ich nachts, um meine Fixkosten bedienen zu können.

Ich komme aus einer fleißigen Familie. Niemand hatte Eigenheime oder Firmen oder große Ersparnisse. Ich habe mir jeden Cent, den ich besitze erarbeitet. Trotz Kindern habe ich nie weniger als 40h/Woche gearbeitet. Urlaube sind ins Haus geflossen – unsere Altersvorsorge, denn eine Rente bekomme ich ja nicht.

Ich werde nie vergessen, wie ich dachte man könnte 100K niemals erreichen. Ich habe „nur“ Abi und Ausbildungen. Habe nicht studiert, hatte keine geniale Unternehmensidee oder einen Lottogewinn – ich war ein…

Komm mit ins NEWSiversum!

Werde Teil der News-Crew und unterstütze die Arbeit meiner kleinen, unabhängigen Redaktion.

Wähle hier ein Paket, das zu dir passt und sichere dir für volle 12 Monate Zugriff auf unabhängig recherchierte News-Beiträge, Hintergründe zu vergessenen Krisen, Tabu-Themen oder Artikel, in dene wir persönliche Herzensangelegenheiten der News-Crew und mir behandeln.

Das NEWSiversum by Elisabeth Koblitz

Faktenbasiert und handverlesen: Im NEWSIversum findest du die wichtigsten Nachrichten der Woche, Hintergrund-Reportagen zu aktuellen oder vergessenen Krisen und liebevoll recherchierte Geschichten, die mich persönlich bewegen oder unserer kleinen Redaktion besonders am Herzen liegen.

Jeden Samstag um 6:00 Uhr informiere ich dich in Elli's Saturday Morning Report per E-Mail über das Wichtigste aus der Welt der Nachrichten. Praktisch zusammengefasst zum Lesen beim Frühstückskaffee oder zum entspannten Nachhören im ESMR-Podcast – denn so ein Samstagmorgen beginnt doch sicher auch bei dir manchmal viel turbulenter, als geplant.

Und wenn dir wirklich mal wieder gar keine Zeit übrig bleibt, bleibst du mit meinem neuen WhatsApp-Newsletter trotzdem immer bestens informiert.

Nach oben scrollen