Fangen wir mit einer Gegenfrage an: Warum müssen wir in Deutschland überhaupt über Israel reden? Es gibt 195 anerkannte Länder auf dieser Welt. Allein neun davon grenzen an Deutschland. Auf dem europäischen Kontinent gibt es weitere 47 Länder, deren Politik und Menschen Deutschland nicht nur geografisch näher liegen, sondern unter Umständen auch eher beeinflussen. Aber natürlich ist Deutschland kein normales Land. Vor gerade einmal 78 Jahren hat Deutschland mit allen Mitteln versucht, das jüdische Volk auszurotten und das wird für immer der Grund sein, warum Deutschland über Israel redet. Das ist richtig und gleichzeitig verheerend. Wie kann das Täterland über den jüdischen Staat reden, ohne sich in eigenen Gefühlen und Vorurteilen zu verirren?
Wie kann Deutschland über das Land reden, das nur drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges offiziell gegründet wurde, unter anderem von den Jüdinnen und Juden, die aus der Asche Europas auferstanden sind, von denjenigen, die den deutschen Terror überlebt haben? Wie können Deutsche, die aus einem Land und von einem Kontinent, stammen, auf dem Antisemitismus seit hunderten Jahren en Vogue ist, unvoreingenommen über Israel sprechen? Die Antwort? Sie können es nicht. Jedes Mal, wenn Deutsche über Israel reden, sollte ihnen das klar sein. Ist es aber nicht.
Die deutsche Debatte über Israel hat zwei Dimensionen: Die öffentliche und die private. Es gibt ein großes Medieninteresse an Israel, zumindest, was bestimmte Elemente des Landes und seiner Politik angeht. Es gibt ein riesiges (weltweites) Interesse am Konflikt Israels mit den Palästinensern. Wenn Raketen auf Tel Aviv fliegen oder die israelische Armee den Gazastreifen angreift, gibt es nicht ein Medium in Deutschland, was nicht darüber berichten würde…