Dieses Gefühl der Verbundenheit mit eigentlich völlig Fremden, es taucht im Leben immer wieder auf.
Zum Beispiel im ICE von Hamburg nach München. – Da werden aus 10 Minuten Verspätung erst 30 Minuten und irgendwann 180.
Genervtes, kollektives Seufzen erfüllt den Wagen, fremde Blicke kreuzen sich. Wir alle fühlen dasselbe. Die Mitreisende schräg gegenüber raschelt in ihrem Rucksack und reicht eine Packung Kekse herum. Genau das Richtige für den knurrenden Magen und die angespannten Nerven.
Oder nach dem Stadionbesuch. Die eigene Mannschaft hat durch das erlösende 2:1 in der 89. Minute doch noch gesiegt. Auf dem Heimweg nickt man dem Fan im Trikot und mit Schal ums Handgelenk fröhlich zu und ruft: „Was für ein Krimi! Was für ein Glück!“
Bei einer Gruppe spüre ich dieses unsichtbare Band der Verbundenheit immer wieder:
Bei Eltern.
Und in gewissen Phasen spüre ich das Band besonders intensiv.
Aktuell jeden Morgen um 8:03 Uhr. Wenn ich mit der Horde überwiegend Fremder zügig Richtung Schulausgang laufe. Uns kommen andere Eltern entgegen, die hektisch ihr Kind hinter sich herziehen. Wir, die schnellen Schrittes auf dem Weg nach draußen sind, nicken ihnen verständnisvoll zu: „Gleich habt ihr’s auch geschafft“, denke ich.
Vor der Schultür bleibe ich stehen, schließe mein Fahrrad auf und blicke mich um.
Ein Vater, der gerade noch schweigend hinter mir lief, bleibt auch kurz stehen, atmet tief aus und guckt dann auf sein Handy. 8:05 Uhr. Unsere Blicke treffen sich kurz. „Bis morgen“ ruft er und eilt los. Eine Mutter kniet sich neben mich, bindet ihren rechten Schuh zu und lächelt mich kurz an.
Wir alle fühlen gerade: Geschafft. Eine weitere Morgen-Rushhour gemeistert..
Und für uns alle geht es jetzt direkt weiter:
Schnell nach Hause oder ins Büro (oder vorher noch ein weiteres Kind in die Kita bringen) – und dann schnell viel arbei…