Ein Land zwischen Friedensabkommen, Drogenhandel, Protesten – und Hoffnung
Seit Ende April ist Kolumbien in Aufruhr. Was als Protest gegen eine geplante Steuerreform begann, ist mittlerweile mehr. Viel mehr. Die Wut der Bürger auf das korrupte kolumbianische System entlädt sich auf der Straße.
Steuerreform auf dem Rücken der sogenannten “kleinen” Leute
Was ist los in dem lateinamerikanischen Land? Die Regierung hatte angekündigt, mit einer Steuerreform das durch die Pandemie verursachte Staatshaushaltsdefizit ausgleichen zu wollen. Dafür sollten unter anderem höhere Steuern auf Lebensmittel und Dienstleistungen erhoben werden. Gleichzeitig sah die Reform jedoch Steuerbefreiungen für Waffen und andere militärische Güter vor. Viele empfanden dies als sozial ungerecht, als fehlgeleitete Politik, ausgetragen auf dem Rücken der sogenannten kleinen Leute.
Jahrzehnte zurückliegende Ursachen
Die eigentlichen Ursachen liegen aber viel tiefer als wir im fernen Deutschland auf den ersten Blick zu erkennen vermögen. Korruption, Drogenhandel, Gewalt und große soziale Ungleichheit prägen Kolumbien schon seit Jahrzehnten – und werden immer wieder von der Regierung befeuert. Eine Regierung, die ebenso eine beschlossene Demilitarisierung seit Jahren nicht forciert. Eine Regierung, die unter dem 2018 gewählten rechtskonservativen Präsidenten Iván Duque einen eigentlich 2016 begonnenen Friedensprozess mit der größten kolumbianischen Guerillagruppe FARC nicht weiter verfolgte. Die Rebellen kämpften über Jahrzehnte gegen den Staat – ein fast 50 Jahre währender Bürgerkrieg, der mit dem Abkommen zu Ende ging.
Der Abschluss dieses Friedensabkommens liegt jetzt fünf Jahre zurück – der ehemalige kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos hatte damals dafür den Friedensnobelpreis verliehen bekommen. Seitdem ist die Sicherheitsl…