Wenn man aktuell an Krieg denkt, kommt vielen wohl spontan der russische Angriffskrieg in der Ukraine in den Sinn.
Doch auch an anderen Orten der Welt ereignen sich bewaffnete Konflikte. Einer der blutigsten ist der seit 2020 andauernde Krieg in Äthiopien. Schätzungen gehen von weit über 100.000 Todesopfern aus.
Doch nun die gute Nachricht: Im November 2022 haben beide Konfliktparteien eine „Vereinbarung für dauerhaften Frieden durch eine dauerhafte Einstellung der Kampfhandlungen“ unterzeichnet.
Äthiopien ist ein sehr diverses Land, neben der Amtssprache Amharisch sind 70 Regionalsprachen anerkannt. Es ist mit ca. 110 Millionen Einwohner:innen das bevölkerungsstärkste Binnenland der Welt und durch die Lage am Horn von Afrika auch strategisch bedeutsam. Doch über die dramatische Lage vor Ort wurde, vor allem seit der Eskalation des Russland-Ukraine-Krieges, international kaum berichtet.
Was sind die Hintergründe des Krieges?
Ausgebrochen ist der Krieg im November 2020 um die Frage, wer die nördlichste Region Äthiopiens, Tigray, kontrolliert. Dabei stehen sich die Zentralregierung in Addis Abeba unter Premierminister Abiy Ahmed und die lange Zeit regierende Volksbefreiungsfront Tigray Defense Forces (TPLF) gegenüber. Die frühere marxistisch-leninistische Befreiuungsbewegung war in Tigray zur bestimmenden Regionalmacht geworden. Im Zuge des aktuellen Konfliktes wurde die TPLF als terroristische Organisation eingestuft.
Im Zuge der Regionalwahlen hatten äthiopische Streitkräfte gemeinsam mit Truppen aus ihrem Nachbarland Eritrea die Region Tigray besetzt.
In den nachfolgenden 24 Monaten breitete sich der Krieg auf weitere Regionen aus und führte zu einer humanitären Katastrophe.
Der seit 2018 regierende Ministerpräsident Abiy Ahmed erhielt im Jahr 2019 als Anerkennung seiner Friedensbemühungen zwischen Äthiopien und Eritrea den Friedensnobelprei…