Eine junge Russin verließ ihr Heimatland
Lena ist 28 Jahre alt. Sie kommt aus Ekaterinburg und arbeitet als UX/UI Designerin. “Ich bin eine ganz normale Russin. Bürgerin des Landes, das den Krieg angefangen hat”, sagt sie.
Sie selbst hat Verwandte und Freunde in der Ukraine. Auch nach Ausbruch des Krieges geht sie mit anderen Mutigen auf die Straße um gegen den Krieg zu demonstrieren. Doch als Putin Anfang März ein Gesetz unterzeichnet, das unter anderem Aufrufe zum Frieden und allein die Verwendung des Wortes “Krieg” unter Strafe stellt, beschließt die junge Frau ihr Land zu verlassen – und damit ihre Familie und Freunde zurückzulassen.
Seit einigen Wochen lebt sie also in Buenos Aires, Argentinien. Ich durfte ihr ein paar Fragen stellten.
Beschreibe bitte Dein Leben in Russland in der Zeit vor dem Krieg
Mein Leben vor dem Krieg war ziemlich schlicht. Ich habe gearbeitet, meine Freizeit mit Freunden und Verwandten verbracht, bin gereist, habe Bücher gelesen, bin ins Fitness-Studio gegangen – und manche Dinge haben mir Sorgen bereitet, so wie das alle tun. Tatsächlich hatte ich ein paar Pläne für dieses Jahr, wollte Kiew besuchen, weil wir dort Verwandte haben, die wir lange nicht gesehen haben. Jetzt weiß ich nicht einmal, wie ich denen in die Augen sehen soll…
Hat sich Dein Leben unterschieden von dem einer gleichaltrigen jungen Frau in irgendeinem anderen Land? Falls Du Freunde im Ausland hast, kannst Du Dein Leben vielleicht mit ihrem vergleichen und uns sagen, was sich unterscheidet.
Ich habe Freunde im Ausland, in der Türkei, in Brasilien, in Europa. Natürlich unterscheiden sich unsere Länder, aber wir haben unsere jeweiligen Leben auf der Basis ähnlicher Interessen und Prinzipien aufgebaut. Wir alle lieben es zu reisen, Musik oder Kunst zu machen, Sprachen zu lernen – all das macht unsere Leben in einer Weise ähnlich. Aber die Besonderheit des Lebens in Russland ist die fehlende Freiheit, der fehlende Schutz der Menschenrechte. Wir können nicht frei reden (unsere Meinung äußern, Red.), unsere Regierung nicht in echten Wahlen wählen. Wir können unserer Polizei nicht trauen und fühlen uns nicht sicher, wenn wir sie auf der Straße sehen.
Was hältst Du von Putin und seiner Politik?
Ich denke, seine Pr…