Ich befinde mich in der Rushhour meines Lebens: Alles passiert gerade zur selben Zeit. Gleichzeitig versuche ich, überall zu sein und alles zu sein – und merke: Eine gute Freundin bin ich gerade echt nicht.
“Hey meine Liebe, es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe”.
So beginnt eigentlich jede meiner Sprachnachrichten an meine Freundinnen.
Beim Thema “Sprachnachrichten” scheiden sich ja die Geister. Ich bin dankbar für diese Erfindung – sonst würde ich mich bei meinen Mädels gar nicht mehr melden. Denn zum Telefonieren fehlt mir oft die Zeit.
Und nicht nur das: Mir fehlt in den wenigen Momenten, in denen ich nicht arbeite oder ein bis drei Kinder um mich herum habe oder sonst irgendwas mache, schlicht die Energie.
Diese Momente sind rar und wenn es sie gibt, dann genieße ich es, nichts zu sagen und nichts zu hören.
Und so passiert es, dass ich mich monatelang nicht melde. Zuvor hatte ich eine Sprachnachricht einer Freundin gehört, für deren Antwort ich mir etwas Zeit nehmen wollte.
Jedoch sitze ich gerade im Auto oder im Wartezimmer oder habe in drei Minuten den nächsten Call – und zusätzlich noch mindestens ein Kind neben mir, das eh nur dazwischen quakt.
So rutscht dann die (Sprach-)Nachricht meiner Freundin immer weiter nach unten, sodass ich schlicht vergesse zu antworten. Aus den Augen, aus dem Sinn. Klingt harsch, aber es ist einfach die Wahrheit.
Solange, bis ich Sonntagabend auf die Couch plumpse: gezeichnet von einer aufreibenden 7-Tage-Woche und mir einfällt, dass Nina, Lisa oder Katharina …