Die einen verehren ihn, die anderen verabscheuen ihn. Der nun zurückgetretene britische Premierminister Boris Johnson gilt als eine der meist diskutierten Persönlichkeiten der europäischen Politik. Nicht zuletzt aufgrund seiner notorisch wirren blonden Haare, die im Londoner Regenwetter besonders zur Geltung kommen.
Wer kennt eine der wohl berühmtesten Szenen aus der Weihnachtskomödie „Love Actually” (deutscher Titel: „Tatsächlich Liebe”) nicht? Die, in der ein über beide Ohren verliebter Hugh Grant als britischer Premierminister während seiner Arbeit die Hüften schwingt und dabei so charmant, nahbar und fast schon verletzlich wirkt, dass ihn sich nahezu jede:r als Staatsoberhaupt, Liebhaber und besten Freund wünschen würde. Insbesondere nach den vergangenen drei Jahren. Denn ein Blick in die Downing Street Nr. 10, Amtssitz des in der Realität regierenden Premiers Großbritanniens, zeigte zuletzt wahrlich andere Momente als die aus einer eher kitschigen Romanze. Tatsächlich erinnert der Noch-Premierminister eher an einen Disney-Schurken mit ungekämmten Haaren, an einen Tollpatsch mit zu viel Macht oder auch an einen großmäuligen Blender-Bruder von Donald Trump.
Alexander Boris de Pfeffel Johnson. Zunächst klingt die Vita des heute als Boris Johnson bekannten Mannes in der Tat wie ein Hollywood-Streifen: Geboren 1964 in New York, in der US-Metropole aufgewachsen. Über das Königshaus Württemberg mit Queen Elizabeth II. und Prinz Charles verwandt, deutsche und türkische Wurzeln. Besuche von Elite-Schulen sowie der renommierten Oxford University. Und tatsächlich ergatterte er bemerkenswert jung ein Praktikum bei der britischen Tageszeitung „The Times”. Erste Höhenflüge, gefolgt von einem ersten Fall. So feuerte die Redaktion ihren Praktikanten nach kurzer Zeit. Der Grund: Er soll ein Zitat seines Patenonkels gefälscht haben. Die Folge: Nicht etwa eine harte Landung auf dem Boden der Tatsachen, sondern vielmehr auf den watteweichen Wolken weiter oben.
Spätestens als Johnson nach einigen Jahren als Journalist und Herausgeber die Wahl zum Bürgermeister von Großbritanniens Hauptstadt London im Jahr 2008 als Mitglied der konservativen Partei, auch die Tories genannt, …