Es ist ein eingefrorener, im Grunde angehaltener Konflikt, der niemals aufzuhören scheint. Im Südkaukasus kam es erneut zu Kämpfen zwischen Armenien und Aserbaidschan. Die seit 2020 geltende Waffenruhe zwischen den beiden Staaten wurde gebrochen, beide Länder schieben sich die Verantwortung für diesen Bruch gegenseitig zu, keiner will es gewesen sein. Menschen verlieren enge Familienmitglieder, ihre Heimat, ihre Häuser, ihr Hab und Gut. Konfliktthema ist die Exklave Bergkarabach, ein Areal, das ungefähr der Hälfte von Hessen entspricht, von Aserbaidschan umschlossen ist und laut Völkerrecht auch zu Aserbaidschan gehört. Allerdings ist das Gebiet hauptsächlich von armenischen Menschen bewohnt. Wie konnte es dazu kommen?
Die wichtigen Akteure im Überblick
Schon immer ist der Südkaukasus eine Region gewesen, die aufgrund ihrer zentralen Lage im Interessenbereich von Großmächten lag. Durch Krieg, Flucht, Umsiedlung und Grenzverschiebungen verschwimmt die Klarheit des Gebietsanspruchs, aber es wächst der Wille beider Länder, die gebirgige und von atemberaubenden Flusstälern durchzogene Landschaft für sich zu gewinnen. Um ihre jeweiligen Gebietsansprüche zu untermauern, bemühen beide Länder ihre Vergangenheit, gehen zurück bis kurz nach Christus. Armenien vertritt die Ansicht, dass der Südkaukasus und auch Bergkarabach die Ursprungsregion des armenischen Volkes sei und dieses sich zurückhole, was ihm gehöre. Aserbaidschan wiederum betrachtet das armenische Volk als Einwanderervolk und die Heimat der Aserbaidschaner sei neben Albanien auch Bergkarabach. Während in der Demokratie Armenien das Christentum stark verbreitet ist, ist das autokratische Aserbaidschan islamisch geprägt. Armenien ist ein …