„Dass nicht normal ist was er tat, wurde mir zum ersten Mal bewusst, als er mich zwei Tage im Bad einschloss.“

„Als ich mit 20 meine erste Tochter bekam und erstmal alleinerziehend war, ging es mir gut. Ich lernte meinen zukünftigen Freund auf einer Party kennen. Ganz klassisch. Er hatte nur noch Augen für mich. Ich fühlte mich besonders.

Nach kurzer Zeit zog ich mit meiner Tochter bei meinen Eltern aus und in meine eigene Wohnung. Er sollte dort mit leben. Aber beim Umzug geholfen hat er nicht. Er kam spät und ging früh. 
Arbeit, Kind (was nicht seins war), Haushalt. Alles war mein Problem. Das erste Mal schlug er mich auf einer Party. Ich fragte ihn warum er so lange mit dem Mädchen redet. Ob er sie kennt. Und dann schlug er mich. Aus dem nichts. Jeder sah es. Niemand sagte was. 
Ich fuhr alleine nach Hause. Er mit ihr. 
Als er morgens nach Hause kam, war ich glücklich, dass er zu mir zurück kam. 

Diese kleinen „Ausrutscher“ passierten ab dann immer wieder. Sie störten mich kaum, denn ich war ja schuld… 
Ich muss dazu sagen, er schlug oder stritt niemals mit mir wenn meine Tochter zuhause war. Niemals. 

Dass nicht normal ist was er tat, wurde mir zum ersten Mal bewusst, als er mich zwei Tage im Bad einschloss. Nackt – und ohne irgendeine Hoffnung, dass mir jemand hilft oder helfen kann. 
Auch werde ich nie vergessen, als er mich mit dem Akkukabeleines alten Nokias schlug. Diese mit dem dicken schwarzen Ende. Dieses dicke Ende hat er benutzt. Nicht das Kabel. 

Ich war damals 21 Jahre alt. Ich komme aus einem tollen Elternhaus. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Ich war beliebt und wunderschön. Wie bin ich da hineingeraten und warum bin ich zu dem Zeitpunkt nicht gegangen? 

Er wollte ein Kind. Ich wollte ein Kind mit ihm. Vielleicht liebt er mich dann, dachte ich… Hört auf mich zu betrügen. Macht es nicht mehr offensichtlich. 
Dieses Gefühl ihn besitzen zu müssen nahm überhand. Es ließ mich nicht mehr klar denken. Ich wurde schwanger. Ich sagte es niemandem. Nicht mal meinen Eltern. Nur wir beide wussten es. 
Niemand gönnte uns das Glück. Zu diesen Zeitpunkt aß ich nicht mehr und was ich aß, erbrach ich. Ich nahm 25 kg ab. Und in der 21 SSW kommt es zu Komplikationen. Ich rufe meine Eltern an, da ich im Krankenhaus bleiben musste. Jemand musste sich um mein Mädchen kümmern. Er tat es nicht. Ich wartete drei Wochen auf den Tod meines Kindes und konnte danach endlich nachhause. Meine Eltern warenmachtlos. Verzweifelt. 
Sie brachen den Kontakt zu mir ab. 7 Monate – keine Mama keinen Papa. Für ihn gab ich sie auf. Ich liebte meine Eltern. 

Zuhause angekommen, erzählt er mir dass er das Kind eh nicht brauchte. Er hätte jemand geschwängert. Drei Tage später bekam sie ihr gemeinsames Kind. Ich fühlte mich nutzlos. Ich blieb bei ihm. Sechs Monate später bekam er mit einer anderen Zwillinge. Und endlich trennte mich endlich. 

Sarah hat schon einiges durchgemacht im Leben. Heute ist sie glücklich. (Foto: privat)

Ein letztes Mal habe ich ihn noch gesehen. Da brach er bei mir ein, vergewaltigt mich und verschwindet. Wieder hilft mir niemand. Denn zu oft habe ich um Hilfe gerufen und ihn danach trotzdem wieder reingelassen. 

Ich wurde wieder schwanger – und entschied mich für einen Schwangerschaftsabbruch. Ich zog aus meiner Wohnung aus und zu meinen Eltern. 

Ich kann wieder atmen. 
Heute, 10 Jahre später. 
Heute geht es mir wieder gut und lebe mit meinen Mann und unseren drei Töchtern in der Nähe von Hamburg. 

Es kann jede treffen und niemand kann dich da rausholen.“

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