Seit ein paar Tagen habe ich Kontakt zu einer jungen Chinesin . Eigentlich lebt sie in Deutschland, ist seit August letzten Jahres aber für einen längeren Besuch bei ihrer Familie in Tianjin.
In der 15-Millionen-Stadt wurden in der zweiten Januarwoche zwei Covid-Fälle gemeldet. China verfolgt eine Zero-Covid-Strategie und setzt drastische Maßnahmen um, sobald auch nur ein einziger Corona-Fall in einer Stadt auftritt.
Nach Auftauchen der Fälle in Tianjin reagierte die Regierung deswegen prompt und verkündete sofortige Massentests: Innerhalb von 48 Stunden sollten alle Bewohner:innen einen PCR-Test durchgeführt haben. Stadtteile, in denen Infizierte leben, befinden sich seitdem in einem Lockdown.
In diesem Interview beschreibt die junge Frau, die ihren Namen nicht nenne möchte, wie die aktuelle Lage vor Ort ist und ob sie die Covid-Strategie in Deutschland oder China besser findet.
Beschreibe einmal kurz, was passierte, als klar war, dass es einen Coronafall gibt?
Die ersten beiden positiven Fälle wurden im selben Distrikt (Jinnan) in Tianjin gefunden. Sofort danach wurde der gesamte Distrikt dichtgemacht. Zwar können Leute immer noch reinkommen, aber es darf niemand mehr raus. Alle Kontaktpersonen der beiden Fälle mussten sofort getestet werden und kamen in Quarantäne. Am Abend war klar, dass es in Jinnan 20 positive Fälle gab.
Am nächsten Morgen (9. Januar) mussten alle, die sich in Tianjin befanden, in den nächsten 48 Stunden PCR-testen lassen. (…) Der Distrikt in dem ich lebe, ist ein bisschen weiter weg von Jinnan, trotzdem muss jeder von uns mehrere PCR-Tests machen – aufgrund der hohen Einwohnerzahl (Tianjin hat ca. 15 Millionen Einwohner:innen) wurden Pooltests durchgeführt. In meinem Viertel wurden die Proben von 10 Menschen, in Vierteln, die näher an Jinnan liegen, wurden immer 5 Proben zusammengenommen usw. Insgesamt wurden innerhalb von zwei Tagen 12 Millionen Tests durchgeführt.
Für welche Teile der Stadt gilt der Lockdown?<…